INTERNATIONAL UNIVERSITY BREMEN

Grußwort von Dr. Fritz Schaumann, Präsident der International University Bremen

   

am 25.3.2003 zum 80. Geburtstag von Professor Dr. Reimar Lüst

[ Mar 25, 2003]  Herr Bundespräsident, verehrte Frau Rau,
Herr Präsident des Senats und Bürgermeister, liebe Frau Scherf
Herr Bundesminister Clement,
Herr Bürgermeister Perschau,
Herr Senator Hattig,
Herr Senator Lemke,

verehrte Damen,
meine Herren,



Herr Bundespräsident, verehrte Frau Rau, mir ist bewusst, dass Sie nicht, mindestens überhaupt nicht vorrangig die IUB besuchen. Mir ist vollständig klar, dass Ihre freundschaftliche Verbindung zu Reimar Lüst und Nina Grunenberg den eigentlichen Grund darstellt – eine Verbindung, die wohl tief in den Tälern Wuppertals wurzelt.

Aber es trifft sich trotzdem außerordentlich gut, dass Sie den Weg hierher gefunden haben – ein herzliches Willkommen von uns allen in der IUB!

Meine Damen und Herren,
der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Prof. Wolfgang Frühwald, und der Präsident der Max Planck-Gesellschaft, Prof. Peter Gruss, fanden sich spontan bereit, Reimar Lüst heute gemeinsam mit uns, sozusagen zu „Dritt“ hochleben zu lassen.

Ich begrüße Sie, die Weggefährten und Freunde von Reimar Lüst, auch im Namen beider Präsidenten ganz herzlich. Wir freuen uns sehr, Sie alle hier zu sehen.


Lieber Reimar,
wir wissen zwar recht zuverlässig, dass Du – fröhlich begleitet durch uns – den Marsch in die „Achtziger“ antrittst. Der bloße Augenschein widerspricht allerdings dem urkundlichen Beleg. Schön, dass wir Dich so munter bei uns haben.

Dich, über den man las:

• Du würdest wissenschaftlich unprätentiös vor Dich „hinstricken“, mit Deinen Ergebnissen aber in der Fachwelt den Atem stocken lassen;

• Du seiest mehr Kanzler als Monarch;

• Du brächtest viel Geduld, jungenhafte Liebenswürdigkeit und Zähigkeit mit;

• Du verführtest Deine Verhandlungspartner mitunter dazu, Dich zu unterschätzen.


Liebe Nina,
Du hast dies vor dreißig Jahren in der „ZEIT“ über Reimar geschrieben. Schon damals sprach daraus eine, wie ich finde, überaus positive Wertschätzung. Sie hat sich zwischen Euch in Liebe verwandelt und wenn man Euch miteinander umgehen erlebt, spürt man, dass dies – manchmal begleitet von Deiner gewissen Nachsicht – intensiv anhält. Gut, dass Du wieder wohlauf bei uns bist.

Lieber Reimar,
diese Charakterisierung durch Deine Frau teile ich uneingeschränkt, halte sie auch heute noch für gültig, möchte aber einiges ergänzen:

Viel Bedeutsames von Dir und über Dich gehört habend, sah ich Dich leibhaftig zum ersten Mal in der „Paris Bar“ (Berlin). Du hast mich nicht wahrgenommen, als Generaldirektor der ESA hat man eben seine eigenen Kreise. Eines drängte sich mir nachhaltig auf: (Auch) der ist weltlichen Genüssen keineswegs abgeneigt. In diesem Kontext selbstverständlich beschränkt auf gutes Essen und qualitativ hochwertigen Rotwein, vorzugsweise aus dem St. Emilion. Du hast darin bis heute nicht nachgelassen (und teilst diese Vorliebe mit einigen anderen im Saal).

Du bist ein effizienter „Netzwerk-Manager“ vor allem im Wissenschaftsbereich und an seinen Schnittstellen zur Politik. Ich überblicke Dein komplexes System noch immer nicht wirklich. Deshalb bin ich gelegentlich durchaus überrascht, wenn ich höre, dass Du an dieser oder jener wichtigen Personalentscheidung einen gehörigen Anteil hast. Manchmal mag dies schlicht kompensatorisch für mangelnden Erfolg von denen kolportiert werden, die sich eigentlich zu Entscheidungen berufen fühlen. Oft genug lässt sich Deine Beteiligung aber zweifelsfrei verifizieren.

Du verhandelst und leitest in unterschiedlichen Gruppen ungemein zielorientiert – gelegentlich nach solchen Zielen, die sich anderen erst dann erschließen, wenn Du das Ergebnis als solches feststellst. Das Attraktive daran liegt darin, und dies ist eine wirkliche Kunst, dass man es Dir nicht übel nimmt.

Du bist ein wirklicher „Weltbürger“, als trainierter Wissenschaftler und Wissenschaftsmanager ohnehin, aber eben auch im Kern Deiner Person, jedenfalls so wie ich Dich kennen gelernt habe. Offen für und neugierig auf andere Überzeugungen, die Notwendigkeit national - räumlicher, kultureller und religiöser Grenzüberschreitungen beständig im Blick – selbst den Sozialwissenschaften kannst Du inzwischen etwas abgewinnen.

Sicher auch deshalb Dein unbedingtes Engagement für die IUB, neben den prinzipiellen hochschulpolitischen Überzeugungen im engeren Sinne:

Als Bürgermeister Henning Scherf Dich Mitte 1998 bat, den Vorsitz der Planungskommission für die IUB zu übernehmen, hast Du eingewilligt. Allerdings nicht ohne für Dich zentrale Bedingungen zugesichert zu bekommen (Dein Schreiben vom 25. Juni 1998 an Bgm. Dr. Scherf):

• Einigkeit in Senat und Bürgerschaft
• Zusammenarbeit mit der RICE University
• Kooperation mit der Universität Bremen
• hinreichende Breite der vertretenen Disziplinen (wirkliche Universität)
• hochrangiges Board aus Wissenschaft und Wirtschaft
• ein nur dem Board verantwortlicher Präsident
• rein leistungsorientierte Aufnahmeprüfungen
• Studiengebühren
• Stipendien für finanziell schwache, aber leistungsfähige Studierende


All dieses und manches mehr wurde hier in Bremen-Nord in ziemlich kurzer Frist realisiert.


Viele haben daran mitgewirkt. Diese Menschen und viele andere werden uns hoffentlich auch zukünftig tatkräftig unterstützen.

Dennoch sage ich: Die Existenz der IUB verdankt Dir entscheidende Impulse und hohen Einsatz. Sie ist wohl, wenn ich es richtig verstehe, in einem zentralen Sinne Deine ganz individuelle Summe von Lebenserfahrungen und deshalb auch unsere Verpflichtung.

Dass Du neben Deiner ideellen Anstrengung mit der Gründung der Reimar Lüst-Stiftung (500 T€) auch materiell für die IUB eintrittst, hat mich anfangs beschämt, heute finde ich es über alle Maßen vorbildlich .

Lieber Reimar,
angefangen zwischen uns hat alles in Paris ( Paris, Berlin!). In einer etwas gewollten Analogie befinden wir uns seit einiger Zeit auf dem Weg nach Dakar! Die Rallye Paris – Dakar ist selbst für Könner mit leistungsstarken und zuverlässigen Wagen herausfordernd, auf manchen Teilstrecken mehr als staubig, man benötigt in jedem Fall den Helm und die Schutzbrille, begegnet vielfach Unvorhergesehenem – und manche geben mitten auf der Strecke auf.

Aber wir wollen gewinnen und verfügen dazu über gute Voraussetzungen: Pilot und Kopilot handeln als kompetentes und eingespieltes Team, voller Vertrauen zueinander und mit starker Zuversicht. „Paris“ haben wir beide hinter uns, „Dakar“ wartet auf uns.

Ich, wir alle von der IUB, gratulieren Dir sehr herzlich zu Deinem Geburtstag und wünschen Dir weiter viele fröhlich-anstrengende und anregende Tage mit uns.



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