JACOBS UNIVERSITY BREMEN

"Guten Abend, IUB-Election!"

   

Mit diesen Worten beziehungsweise dem englischen Gegenstück begrüßten Studierende des IUB-Election-Teams am Wahlabend ganz professionell gut achtzig Anrufer aus Bremen und Bremerhaven. Kommilitonen, Freunde und Bürgerinnen und Bürger riefen aus verschiedenen Wahlbezirken an, um die Ergebnisse der Auszählung an das Hochrechnungszentrum auf dem Campus der IUB durchzugeben.

[ May 27, 2003]  "Eine so große Resonanz hatten wir uns zwar erhofft, aber dass alles so gut klappt ist schon toll", freute sich noch am Wahlabend Dierk Schleicher, Professor für Mathematik an der IUB und Mitinitiator des IUB-Projekts zur Bürgerschaftswahl. Gemeinsam mit seinem Kollegen Max Kaase, Dean of Humanities and Social Sciences an der IUB, betreute er im Frühjahrssemester den fachübergreifenden Kurs "Mathematics and Democracy", dessen Abschluss das Projekt zur Analyse der Bürgerschaftswahlen in Bremen und Bremerhaven am 25. Mai bildete.

Bereits am Samstag hatten Studierende unter der Anleitung von Max Kaase die Ergebnisse der Umfrage ausgewertet, die in der letzten Woche durchgeführt worden war. Den Fragebogen dazu hatten die Studierenden entwickelt, deshalb war die Spannung groß, als es an die Auswertung ging: Sie ergab einen deutlichen Vorsprung für die SPD vor der CDU und ein sehr ordentliches Ergebnis für die Grünen. Für die FDP würde es eng werden und die DVU hätte eine gute Chance, in Bremerhaven die 5 Prozent-Hürde zu überwinden.

Ob sich die Ergebnisse der Umfrage bestätigen würden, war die Frage des Wahlabends. Um der Frage auf den Grund zu gehen, hatten die Studierenden eine repräsentative Stichprobe von 50 aus den rund 500 Wahlbezirken des Landes Bremens gezogen und ein eigenes Hochrechnungsprogramm geschrieben. Dieses wurde in den Tagen vor der Wahl mit den Daten vorangegangener Wahlen intensiv getestet. Am Wahltag selbst unterteilten sich die Studierenden in drei Aktionsgruppen: Eine Gruppe aus ungefähr 10 Studierenden bezogen das 'Computational Laboratory for Analysis, Modeling, and Visualization' (CLAMV) auf dem Campus der IUB, das an diesem Abend als Telefon- und Rechenzentrale dienen sollte. Weitere 35 Studierende machten sich auf den Weg in vorher ausgewählte Wahlbezirke in Bremen und Bremerhaven, um dort die Ergebnisse einzuholen. Dort waren die Wahlvorstände von den Statistischen Ämtern vorab über die IUB-Initiative informiert worden. Student Felix Krahmer in Begleitung von Max Kaase fungierte als IUB-Außenstelle und Kontaktstelle für die Journalisten in der Bremer Bürgerschaft.

Das Einholen der Daten bei den Wahlämtern war für zahlreiche Studierende eine neue und aufregende Erfahrung. Viele hatten sich im Kurs zum ersten Mal intensiv mit verschiedenen Wahlsystemen und der Durchführung von Wahlen beschäftigt. Außerdem lernen viele von ihnen noch nicht sehr lange Deutsch und waren sich nicht sicher, ob ihre Sprachkenntnisse reichen würden. Diese Zweifel wurden aber angesichts des freundlichen Empfangs in vielen Wahlämtern sehr bald zerstreut. Tinashe Ndoro aus Zimbabwe, der in Hemelingen unterwegs war, und Corina Stratulat aus Rumänien, der ein Wahlamt in Blumenthal zugeteilt worden war, wurden sogar mit Kaffee und Kuchen bewirtet. In jedem Wahlbezirk wurden die Studierenden freundlich und prompt mit den Ergebnissen versorgt.

Die ersten Telefone klingelten im Telefon- und Rechenzentrum bereits gegen 18.25 Uhr, um 19.00 Uhr standen sie gar nicht mehr still. Breits um 19.15 Uhr lagen alle gewünschten Ergebnisse aus Bremerhaven vor, die Ergebnisse aus Bremen gingen noch bis 20.00 Uhr ein. Alle Zahlen wurden sofort in das von den Studierenden geschriebene Hochrechnungssystem eingespeist und in eine prozentuale Verteilung sowie Hochrechnung umgewandelt. Sämtliche Resultate wurden auf der IUB-Website veröffentlicht, so dass auch die Kollegen in der Bürgerschaft und interessierte Bürger mitverfolgen konnten, wie die Studierenden mit ihren Hochrechnungen lagen.

Um kurz vor 19.00 Uhr gingen die Studierenden mit ihren ersten Hochrechnungen an die Öffentlichkeit und sie lagen gut. Ständig wurden die eigenen Hochrechnungen mit denen der bekannten Institute in ARD und ZDF verglichen. Schon nach kurzer Zeit zeichnete sich ab, dass die Studierenden mit den beiden von ihnen angewandten Systemen richtig liegen. Die letzte Hochrechnung wich nur noch bei SPD und CDU um jeweils einen Prozentpunkt vom tatsächlichen Endergebnis ab, bei den Grünen, der FDP, der DVU und der Schill Partei lag man sogar komplett richtig. Die Ergebnisse des Abends können Sie unter http://wahl.clamv.iu-bremen.de/ abrufen.

Dierk Schleicher freute sich am Wahlabend nicht nur über die erfolgreiche Hochrechnung, sondern vor allem über die Selbständigkeit der Studierenden und die Zusammenarbeit auf dem Campus. "Bei früheren Hochrechnungen, die ich noch als Student organisiert hatte, war ich für fast alles selbst zuständig. Diesmal war es toll zu beobachten, wie begeistert und selbständig die Studenten die Planung und Durchführung in die Hand nahmen. Die Verantwortung lag fast völlig in der Hand meines Doktoranden Johannes Rückert und etlicher Studierender aus den ersten beiden Studienjahren, die teils noch in der Nacht vor der Wahl neue Webseiten erstellten. Und auch die Unterstützung des Projekts durch Kollegen auf dem Campus war sehr ermutigend. Ein tolles Team."

Der Erfolg hat viele jetzt motiviert, das Erlernte in einem größeren Rahmen anzuwenden. Mancher träumte da schon mal von den Europa- oder Bundestagswahlen. Sicher ist jedoch, dass die mathematischen und politischen Ergebnisse von Umfrage und Hochrechnung sich noch intensiv in Bachelor-Arbeiten auswerten lassen.

Jacobs University Bremen
Contact: Corporate Communications and Media Relations
Tel: 0421 200 4455
Fax: 0421 200 4453
http://www.jacobs-university.de

 


Author: Brita Schemmann. Last updated on 15.04.2008. © 2008 Jacobs University Bremen, Campus Ring 1, 28759 Bremen. All rights reserved. No unauthorized reproduction. http://www.jacobs-university.de. For all general inquiries, please call the university at +49 421 200-40 or mail to info@jacobs-university.de.