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Experimentieren in der Schwerelosigkeit: IUB-Studenten-Teams qualifizierten sich für Parabelflüge der ESA

   

Forschung in der Schwerelosigkeit während des Studiums bleibt in der Regel ein Traum. Wahr wurde er in diesem Jahr für sieben Studierende der International University Bremen (IUB), die sich für eine Teilnahme an der diesjährigen 9. Parabelflugkampagne der European Space Agency (ESA) qualifizierten.

[ Sep 20, 2006]  Die vierköpfigen IUB-Teams waren zwei von insgesamt 30 Gruppen aus ganz Europa, die Anfang September im französischen Bordeaux an Parabelflügen teilnahmen und in der Schwerelosigkeitsphase Experimente durchführten. Die beiden Projekte der IUB-Jungforscher waren im März dieses Jahres aus rund 100 Vorschlägen ausgewählt worden. Auswahlentscheidend waren strenge wissenschaftliche Kriterien, die technische Komplexität sowie Projektplanung und -durchführung.

Mit ihrer Kampagne ermöglicht die ESA besonders talentierten Studierenden, von ihnen selbst entwickelte Forschungsprojekte zu physikalischen, biologischen oder chemischen Phänomenen in der Schwerelosigkeit durchzuführen und ihre Thesen zu überprüfen. Realisiert wurden die etwa dreistündigen Parabelflüge vom ESA-Partner Novespace mit einem Airbus A300. Der speziell für Parabelflüge umgebaute A300 Zero-G fliegt dabei rund 30 Parabeln. Bei diesem Flugmanöver in circa 9.000 Meter Höhe beschreibt das Flugzeug eine zur Erde geöffnete Parabel. Auf den steilen Aufstieg bei Höchstgeschwindigkeit und fast doppelter Schwerkraft folgen das Drosseln der Triebwerke und der freie Fall bis zur Ausgangsflughöhe. Dadurch werden jeweils 20 Sekunden lang die Bedingungen annähernder Schwerelosigkeit erreicht. Pro Flug stand den Studierenden also nur 10 Minuten Experimentalzeit zur Verfügung, in der sie ihre Projekte völlig eigenständig durchführten. Beide IUB-Gruppen konnten an zwei Flügen teilnehmen.

„Wegen der begrenzten Zeit war natürlich eine intensive Vorbereitungsphase erforderlich, die mehrere Monate angedauert hat“, berichtet Simona Balan, Second Year Student of Geosciences and Astrophysics, vom IUB-Team „NEPTUNAS“. Ziel des Experiments, das die aus Rumänien stammende 21-Jährige und ihre gleichaltrigen deutschen Studiengangskollegen Eva Stüeken, Wilken-Jon von Appen und Matteo Kausch (Deutschland/Italien) entwickelt haben, war es, die Auswirkungen geringer und starker Schwerkraft auf die Photosyntheseleistung einer Süßwasser- sowie einer Salzwasseralge zu messen und zu vergleichen. Insbesondere die untersuchte Süßwasseralge gilt als geeignet, auf langen bemannten Raumflügen als Sauerstoff- und Nahrungsquelle eingesetzt zu werden. „Dieses Experiment hat eine Relevanz sowohl für die Raumfahrt als auch auf industrieller Ebene. Die Studierenden haben dabei eine enorme Eigeninitiative gezeigt, während ich das Ganze eher aus der Ferne begleitet habe“, betont Joachim Vogt, IUB Professor of Physics, der das Team „NEPTUNAS“ gemeinsam mit Laurenz Thomsen, Professor of Geosciences, und Claudia Thomsen, Research Associate an der IUB, betreut hat. „Professor Vogt hat uns auf die Kampagne aufmerksam gemacht und uns auch beim Bewerbungsverfahren sowie der Sponsorenwerbung unterstützt“, ergänzt Simona Balan.

Das zweite Team namens „LEDA“, bestehend aus den 20-jährigen rumänischen IUB-Studenten Dan Andrei Costea und Adrian Costache (IUB-Studiengang Electrical Engineering and Computer Science), Ciprian Gal (21, Physics) sowie Flaviu Valentin Barsan (20, Engineering-Student der University of Calgary, die mit der ESA kooperiert), untersuchte an Bord des Zero-G, wie sich Luftblasen an Unterwasserheizgeräten mithilfe von Ultraschallwellen beseitigen lassen. In der Schwerelosigkeit verbleiben solche Luftblasen auf der Oberfläche des Heizobjektes statt, wie auf der Erde, aufzusteigen. Dies kann die Heizleistung vermindern oder auch zu Ausfällen der Geräte führen. „Unsere Ergebnisse könnten in vielerlei Hinsicht Anwendung finden. Für einen unserer Sponsoren, ein Lieferant von Raketentreibstoff, beispielsweise ist das Entfernen von Luftblasen aus Raketentanks von Interesse“, erklärt Dan Andrei Costea. Unterstützt wurde das Team LEDA maßgeblich durch IUB-Research Instructor Dr. Mark Comerford.

In Kürze werden beide Teams mit der Auswertung ihrer Untersuchungen beginnen. „Wir haben jede Menge Daten, müssen aber noch auf bestimmte Flugaufzeichnungen der ESA warten, um diese analysieren zu können“, sagt Simona Balan. Dan Andrei Costea: „Wir werden unsere Ergebnisse wahrscheinlich im November der ESA in den Niederlanden präsentieren, bis dahin ist aber noch viel zu tun. Das erfolgreich durchgeführte Experiment war erst der Anfang.“

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Author: Dr. Kristin Beck. Last updated on 15.04.2008. © 2008 Jacobs University Bremen, Campus Ring 1, 28759 Bremen. All rights reserved. No unauthorized reproduction. http://www.jacobs-university.de. For all general inquiries, please call the university at +49 421 200-40 or mail to info@jacobs-university.de.