Am Mittwoch, den 26. März 2008, eröffnet die Jacobs University Bremen ihre Veranstaltungen zum aktuellen Wissenschaftsjahr der Mathematik und lädt ein zu dem Vortrag des renommierten mathematischen Statistikers und Wahlrechtexperten Professor Dr. Friedrich Pukelsheim von der Universität Augsburg. Thema: »Die Mathematik der Macht: Wer zählt wie viel in der EU?«. Im Anschluss an den Vortrag bietet ein Empfang die Möglichkeit für persönliche Gespräche mit dem Referenten. Der Eintritt ist frei.
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13, 2008]
Zeit: Mittwoch, 26. März 2008, 17.15 Uhr Ort: Jacobs University Bremen | Campus Center | Campus Ring 4 | 28759 Bremen
Zum Inhalt des Vortrags Das Jahr 2007 mit den EU-Gipfeltreffen in Brüssel und Lissabon, auf denen nach zähen Verhandlungen der neue Grundlagenvertrag für die Europäische Union verabschiedet wurde, war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg des Staatenverbundes zu einer einheitlichen politischen Struktur. Mehr noch als politische Inhalte standen jedoch die aktuellen und zukünftigen Entscheidungsverfahren der EU im Focus der öffentlichen und politischen Debatte: Welche zahlenmäßigen Mehrheiten verleihen EU-Ministerratsbeschlüssen Gültigkeit? Wie viele Sitze sollen die Mitgliedstaaten im Europäischen Parlament erhalten? Können komplizierte Rechenverfahren ausgleichende Gerechtigkeit für Bevölkerungsverluste im Zweiten Weltkrieg schaffen? Argumentiert wurde mit einem umfangreichen Arsenal geheimnisvoller Begriffe wie Quadratwurzeln, degressiver Proportionalität, doppelter Mehrheit und vieles mehr. In seinem Vortrag erläutert Friedrich Pukelsheim die unterschiedlichen mathematischen Modelle, die für eine für angemessene Interessenvertretung in politischen Entscheidungsprozessen sorgen sollen.
Friedrich Pukelsheim studierte Mathematik in Köln und Freiburg, wo er promovierte und sich 1982 habilitierte. Seit 1983 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Wahrscheinlichkeitsmathematik an der Universität Augsburg. Zunächst beschäftigte sich Pukelsheim mit der Optimierung von Versuchsplanung, wandte sich aber später der mathematischen Analyse von Wahlverfahren zu. Mittlerweile gilt Pukelsheim als gefragter Experte und Wahlrechtsberater für parlamentarische Gremien im In- und Ausland. So entwickelte er im Auftrag des Kantons Zürich das neue Zürcher Zuteilungsverfahren, nach seinem Schöpfer auch als „Doppelter Pukelsheim“ genannt, das 2006 erstmals zur Anwendung kam. Es handelt sich um eine doppeltproportionale „Divisormethode mit Standardrundung“, die garantiert, dass es sowohl eine regional proportionale Vertretung im Parlament als auch die proportionale Verteilung der Sitze auf die Parteien gibt.
Friedrich Pukelsheim ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Wissenschaftsakademien, darunter das amerikanische Institute of Mathematical Statistics, das International Statistical Institute, welches verschiedene UN-Organe berät, die Deutsche Statistische Gesellschaft, und die Deutsche Mathematiker-Vereinigung. 1994 erhielt er gemeinsam mit Norman Draper den Max-Planck-Forschungspreis.
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