JACOBS UNIVERSITY BREMEN

“Gerade jetzt brauchen wir Hochschulen wie die IUB”

   

Europa braucht eine „Elite der Verantwortung“, damit es gegenüber den USA nicht den Anschluß verliert und im Mittelmaß versinkt. Die Notwendigkeit zur Gründung einer international und fachübergreifend ausgerichteten privaten Universität wie der IUB zeigt sich gerade in dieser Zeit, in der alle getan werden muß, damit es nicht zu einem Krieg der Kulturen kommt. Das sind die Kernaussagen, die der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (82) in seinem mit Standing Ovations bedachten Festvortrag anläßlich der Eröffnung der International University Bremen (IUB) vor ca. 1400 geladenen Gästen in einem Zelt auf dem Campusgelände hielt.

[ Sep 23, 2001]  Zu Beginn seiner Rede nahm Schmidt zu den Terroranschlägen in den USA Stellung, die er als „monströse Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnete. Er unterstrich Deutschlands „ungeteilte Solidarität mit der amerikanischen Nation“ und bezeichnete es als „selbstverständlich“, daß die Deutschen an der Seite der Amerikaner stehen, wenn sie sich zur Wehr setzen. Zugleich warnte er jedoch vor „hysterischen Reaktionen“ und mahnte „kühle Vernunft“ an. Schmidt: „Wir brauchen Geduld, gespannte, angestrebte Geduld. Aber lassen wir uns nicht zu religiösem Haß verleiten.“  

Anschließend ging der ehemalige Bundeskanzler auf die Herausforderungen ein, die Deutschland aus der Globalisierung erwachsen. Dabei legte er dar, daß der Vorsprung der USA im Bereich der Forschung und der Anwendung auch deshalb so groß sei, weil es dort ein besseres Hochschulsystem mit weitgehend unabhängigen Eliteuniversitäten gebe. Schmidts Folgerung: „Der wirtschaftliche und technische Vorsprung der USA zwingt uns zu großen Anstrengungen, wenn wir nicht den Anschluß verlieren und im Mittelmaß versinken wollen.“

In diesem Zusammenhang kritisierte Schmidt die „verfehlte Bildungspolitik der letzten Jahrzehnte“, den „unzweckmäßigen Zentralismus des deutschen Hochschulsystems“ und erinnerte daran, daß er selbst „seit mehr als einem Jahrzehnt“ fordere, daß es endlich auch in Deutschland solche Universitäten geben muß, wie es sie in den USA gibt; Universitäten, die von staatlicher Gängelung befreit sind,  sich an Leistung orientieren und international ausgerichtet sind. Schmidt mit Blick auf die IUB: „Solche Hochschulen hat Deutschland dringend nötig.“

Schmidt: „Daß einige unserer staatlichen Hochschulen pro Studierendem teurer sind als einige private Universitäten in den USA ist ein Skandal.“ Seine Anregung: „Warum soll es nicht einen Wettbewerb der Bundesländer um die besten Hochschulen geben?“

Die Gründung der IUB ist für Helmut Schmidt die richtige Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung. Schmidt: „Für Produktivität und Leistung ist nicht nur Fleiß und Leistungsbereitschaft notwendig, sondern auch Bildung und Ausbildung.“

Schmidt: „Ich drücke den Studierenden der IUB meinen Respekt aus. Sie sind auf dem richtigen Weg.“ Die Absolventen der IUB sollten die Fähigkeit zum eigen Urteil erlangen und bereit sein, Führung und Verantwortung zu übernehmen. Schmidt: „Sie sind auf dem besten Weg, einer auserwählten Elite anzugehören, einer Elite der Leistung und der Verantwortung.“ Diese Elite müsse ihre Verantwortung für die ganze Erde wahrnehmen.
Auch IUB-Präsident Dr. Fritz Schaumann unterstrich, die Wichtigkeit der Gründung der IUB. „Gerade jetzt sind Einrichtungen wie die IUB so wichtig. Es ist eine Intention der IUB, den Dialog der Kulturen zu fördern, damit es nicht zu einem Kampf der Kulturen kommt.“  Die Terroranschläge kommentierte er mit den Worten: „Wir alle verabscheuen diese Taten und sind in tiefer Trauer.“


Weitere Statements von Prof. Dr. Fritz Schaumann:

„Das Ziel unserer IUB ist es, Menschen mit breiter internationaler Erfahrung hervorzubringen, im Kopf nicht eng, mit einem breiten Verständnis für die Zusammenhänge der Welt. Unser Ziel ist global citizenship.“

„Unsere Ziele sind Internationalität, Exzellenz, Transdisziplinarität, Interaktivität und natürlich Unabhängigkeit“

„Von den 141 Studierenden, denen wir eine Zulassung erteilt haben, sind leider heute nur 130 hier. Die anderen haben leider noch kein Visum erhalten. Bisher sind die deutschen Behörden sehr kooperativ. Ich hoffe sehr, daß wir angesichts der innenpolitischen Debatte nach den Terroranschlägen nicht wieder Grenzen errichten und den Austausch von Wissenschaftlern und Studenten stark einschränken.“

„Ca. 65 Prozent unserer Studenten bekommen Unterstützung, zum Beispiel durch Stipendien.“

„Wir sind heute sehr stolz. Aber wir sind uns auch der großen Verantwortung bewußt, die wir für ein erfolgreiches Resultat übernommen haben.“

„Wir sind die Antwort auf 30 Jahre hochschulpolitischer Debatte in Deutschland.“
Statements von Prof. Dr. Reimar Lüst, Vorstandsvorsitzender (Chairman) der IUB:

„Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Seit Jahrzehnten kämpfe ich für ein modernes Hochschulsystem in Deutschland und für unabhängige internationale und leistungsorientierte Hochschulen. Daß dies ausgerechnet in Bremen möglich sein würde, hätte ich mir nicht träumen lassen.“


Statements von Prof. Dr. Jürgen Timm, Rektor der Universität Bremen:

„Ich freue mich schon auf eine intensive Kooperation mit der IUB. Ich denke wir werden weltweit in vielen Bereichen spitze sein.“

„Es gibt einige Felder, auf denen wir ganz sicher zum Nutzen beider Einrichtungen zusammenarbeiten könnten. Einzelheiten möchte ich jetzt noch nicht nennen, aber ein Beispiel könnte die Meeresforschung sein, ein Gebiet auf dem die Universität Bremen in Deutschland spitze ist.“

„Indem die Universität Bremen die IUB unterstützt, nimmt sie Verantwortung für den Standort wahr. Wir müssen ein Netzwerk von leistungsfähigen Strukturen schaffen, um weltweit eine Spitzenposition zu erreichen.“
Statements von Dr. Malcolm Gillis, Präsident der Rice University in Houston / Texas:

„Für uns ist heute ein sehr glücklicher Tag. Wir haben vier Jahre intensiv zusammen gearbeitet.“

„Uns war klar, daß in der Mitte Europas liegende Deutschland nach dem Fall der Berliner Mauer zukünftig eine größere Bedeutung erhalten würde. Wir möchten hier mitmischen. Für die USA ist es wichtig, gute Beziehungen zu Deutschland zu unterhalten.“

„Wir haben einen geeigneten Kooperationspartner in Deutschland gesucht. Die Voraussetzungen, die wir für wünschenswert halten,  waren nur in Bremen gegeben. Hier gab es einen Bürgermeister, der ein energischer Förderer des Projektes war. Es gab in Bremen eine bereite Unterstützung für das Projekt in der Bevölkerung, in der privaten Wirtschaft und in der Landesregierung. Das ist ähnlich wie bei uns in Houston/Texas. Das Bremer Motto Buten un Binnen wagen un winnen” könnte auch das Motto von Houston sein.“

„Die Förderer der IUB sind eine gute Mischung aus privater und öffentlicher Einrichtungen.“

„In 50 Jahren wird die IUB ein entscheidender Faktor in der internationalen Bildungslandschaft sein.“


Bremens Bürgermeister Dr. Henning Scherf äußerte:

„Die IUB ist eine große Ansage an das Land.“

„Es ist wichtig, sich nicht immer nur mit den Dingen theoretisch und abstrakt auseinanderzusetzen. Wichtig ist, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen und die Nähe zu den Menschen.“


Josef Hattig, Senator für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen:

„Wir wollen Teil der internationalen Gesellschaft sein. Und wir müssen Zeichen setzen, daß Wirtschaft mehr ist als der ökonomische Nutzen und rein nutzenorientiert zu denken. Entscheidend für den Erfolg der Wirtschaft ist die vorangehende Bildung. Die Bildung hat zunächst Priorität.“


Dr. Theo Sommer, langjähriger Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT und jetzt „Editor at Large“, hatte als Ersatz für den aufgrund der aktuellen Ereignisse unabkömmlichen TV-Moderator Ulrich Wickert die Moderation übernommen.



Festrede des Bundeskanzlers a.D. Helmut Schmidt
Helmut Schmidts Festrede zur Eröffnung der IUB am 20. September 2001, in der er neben der Notwendigkeit einer Hochschulreform, auch auf die Gefahren des Terrorismus nach dem Anschlag in Amerika einging.

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