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Begeisterte Gasteltern

Faces of Jacobs Host Families
 
02. Juni 2016
 
Gasteltern sind sie, solange es die Jacobs University gibt: Seit 15 Jahren kümmern sich Connie Bröker und Manfred Kroll um Studierende aus unterschiedlichsten Ländern. Im Host Family Program, dem Patenschaftsprogramm der Jacobs University, machen sie Studierende mit dem Leben in Deutschland ebenso vertraut wie mit den vielen Facetten von Bremen und Umgebung. Dafür möchten sie auch andere Bremer und Butenbremer begeistern, denn für das kommende Studienjahr werden wieder neue Familien gesucht.     
 
Was braucht man, um Gastmutter oder Gastvater zu werden? Bei dieser Frage müssen Connie Bröker und Manfred Kroll nicht lange überlegen. Weltoffenheit sei das Wichtigste, betonen die beiden Kollegen aus dem Host Family-Team der Jacobs University. „Viele glauben, dass man als Gastfamilie wahnsinnig viel Zeit braucht“, sagt Connie Bröker. „Aber das ist gar nicht der Fall.“ Denn anders als beim Schüleraustausch gilt: Die Studierenden der Jacobs University wohnen nicht bei den Gastfamilien, sondern in der Regel auf dem Campus: „Die meisten sind zwar mit dem Uni-Alltag stark beschäftigt, genießen es aber, wenn sie fern der Heimat einen Anlaufpunkt haben, selbst wenn sie ihre Gastfamilie vielleicht nur einmal im Monat sehen“, ergänzt Manfred Kroll. 
 
Der Begriff Gastfamilie ist weit gefasst. Auch Alleinstehende oder Paare ohne Kinder aus Bremen und Umgebung können am Host Family Program teilnehmen. „Was zählt, sind Aufgeschlossenheit, Grundkenntnisse der englischen Sprache und Spaß am Umgang mit jungen Leuten“, sagt Manfred Kroll.  Das Konzept basiert auf Freiwilligkeit – seitens der Ehrenamtlichen sowieso, aber auch seitens der Studierenden, die das Angebot jedoch intensiv nutzen: Aktuell hat fast jeder zweite der rund 1200 Jacobs Studierenden eine Gastfamilie. 
Besonders Studierende aus weit entfernten Ländern freuen sich oft über ein solches Stück Gastfreundschaft. Viele sind erst 17 oder 18 Jahre alt, wenn sie nach Deutschland kommen. Zuvor haben die meisten noch bei ihren Eltern gewohnt. Nun sind sie auf sich gestellt und müssen sich an das Leben in einem fremden Land mit einer fremden Sprache und fremden Kultur gewöhnen. „Manchen hilft die Geborgenheit in den Host Families auch über anfängliches Heimweh hinweg“, weiß Connie Bröker. 
 
Das Host Family Program an der Jacobs University ist eine Erfolgsgeschichte. Aktuell betreuen rund  500 Gastfamilien ehrenamtlich einen oder mehrere Studierende. Connie Bröker und Manfred Kroll sind nicht nur Gasteltern, sie vermitteln auch welche. Denn gemeinsam mit ihrer Kollegin Jutta Eckhoff bilden sie das  –  ebenfalls ehrenamtliche  – Host Family-Team. Es gehört zum Student Service Center an der Jacobs University, einer Einrichtung, an die ausländische Studierende sich wenden können, wenn sie Unterstützung benötigen. Zum Beispiel, wenn sie Briefe von Ämtern nicht verstehen, deutschsprachige Formulare ausfüllen müssen oder einen Arzttermin brauchen. Hilfsangebote, die von den Jacobs Studierenden häufig genutzt werden. „Zwar lernen sie an der Uni auch deutsch, aber bei Behördensprache und juristischen Formulierungen stoßen sie mit ihren neuen Sprachkenntnissen natürlich oft schnell an Grenzen“, erzählt Manfred Kroll. 
 
„Ohnehin bekommt man durch die Arbeit mit jungen Menschen aus weit entfernten Ländern einen anderen Blick auf das eigene Land, die eigene Stadt, aber auch auf die eigenen Gewohnheiten“, ergänzt Connie Bröker. „Vieles Alltägliche kommt einem plötzlich gar nicht mehr so selbstverständlich vor. Zum Beispiel die Genauigkeit, mit der wir unsere privaten Verabredungen planen. Oder unser Umgang mit alten Menschen.“ Noch gut erinnert sie sich an gemeinsame Weihnachtsfeste mit den Gaststudierenden: „Die gingen enorm ehrfürchtig mit meinen Eltern um. Zwar war die Verständigung nicht einfach. Denn meine Eltern konnten kaum Englisch, aber sie haben eine große Wertschätzung gespürt und sehr genossen.“
 
Auch der Blick auf die eigene Stadt und ihre Möglichkeiten verändere sich, sagt Manfred Kroll: „Seit meine Frau und ich Gasteltern sind, denken wir viel häufiger darüber nach, was wir den jungen Leuten zeigen können. Dadurch entdecken wir selbst viele Ecken unserer Heimat neu.“ Dabei gehe es oft gar nicht darum, den Studierenden große Erlebnisse zu bieten. Oft seien es Anregungen abseits des Uni-Alltags, die den Studierenden helfen, das Leben in Deutschland besser kennenzulernen. „Das kann eine Radtour, ein Stadtbummel oder eine Geburtstagsfeier sein.“
 
Ein Höhepunkt sei auf jeden Fall die Graduation: „Das macht einen schon stolz, wenn die jungen Leute dann in ihren feierlichen Roben ihre Abschlussurkunde entgegen nehmen. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man sie auf dem Weg dorthin ein Stück weit begleiten konnte.“  Mitunter bilden sich zwischen Gastfamilien und Studierenden Freundschaften, die auch lange nach dem Studium noch gepflegt werden. Und manche Familien haben sich von ihrem Gaststudenten sogar dessen Heimat zeigen lassen. „Einige sind sogar bis nach Indien gereist“, weiß Connie Bröker. Sie selbst hat ihre mexikanische Gasttochter Rosalba erst vor kurzem in Helsinki besucht, wo diese zurzeit nach ihrem Doktor-Abschluss in der Forschung  arbeitet.  
 
Wer ihr und Manfred Kroll zuhört, merkt schnell, dass beiden auch nach 15 Jahren und jeweils neun Gaststudierenden noch immer begeistert vom Host Family Program sind. Und mit dieser Begeisterung möchten sie gern auch andere Familien anstecken. „Es ist auf jeden Fall eine Win-Win-Situation“, sagt Connie Bröker. Schon allein, weil der Umgang mit der englischen Sprache in der eigenen Familie selbstverständlicher werde: „Als  unsere erste Gasttochter zu uns kam, waren unsere eigenen Töchter gerade 14 und 16 Jahre alt. Die beiden haben sich im Englischen damals regelrecht freigesprochen“, erinnert sie sich.  Und für Manfred Kroll steht fest: „Mit jedem Gaststudenten holt man sich einfach ein Stück weit die Welt ins Haus.“
 
Wer am Host Family Program Interesse hat, kann sich unter den Telefonnummern 0421 / 200 4208 sowie 0421 / 200 4209  oder per E-Mail an hostfamilies [at] jacobs-university.de melden.
 
Weitere Informationen unter: