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Die Gärtner vom Martinshof an der Jacobs University: Eine Arbeit, die Sinn ergibt

Christoph Wuppenhaas (links) ist Gruppenleiter der Einheit vom Martinshof auf dem Campus der Jacobs University, zu der auch Miriam Kuik (Mitte) and Björn Kedzierski gehören. (Quelle: Jacobs University)

 

15. Oktober 2020

34 Hektar misst das grüne Gelände der Jacobs University Bremen. Tatkräftige Unterstützung in der Pflege und Bewirtschaftung erhält die Campus-Universität in Bremen-Nord von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Werkstatt Bremen Martinshof, einem Arbeitgeber für Menschen mit Behinderung. Bei Wind und Wetter sind sie auf dem Campusgelände zu sehen, wie sie Rasen mähen, Laub harken und Unkraut entfernen. Doch die Pflege der Grünanlagen ist nicht das einzige Ziel der seit 2007 bestehenden Kooperation zwischen der Jacobs University und dem Martinshof. Es geht in erster Linie um die Arbeit mit Menschen. 
 
Die Werkstatt Bremen Martinshof ist einer von mehreren externen Dienstleistern, die mit mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Leben und Arbeiten auf dem Campus der internationalen Universität bereichern und unterstützen. „Alles bis fünf Meter Höhe, was mit Botanik zu tun hat – das ist unser Job“, erklärt Christoph Wuppenhaas, Gruppenleiter der Einheit vom Martinshof auf dem Campus der Jacobs University. 18 Menschen mit Behinderung aus dem Bremer Norden, aufgeteilt auf zwei Gruppen, arbeiten normalerweise auf dem Campus. Momentan sind es Corona-bedingt jedoch nur 13. 
 
Zu dem Team des Martinshofs gehören auch Miriam Kuik und Björn Kedzierski. Miriam Kuik ist mit ihren 25 Jahren eine der jüngsten im Team und seit 2012 dabei. Sie absolvierte beim Martinshof erfolgreich eine 2-jährige Ausbildung. Während dieser Zeit konnte sie sich mehrere Tätigkeitsbereiche ansehen und frei entscheiden, in welchem Gebiet sie tätig sein wollte. Für sie war klar: „Die Arbeit draußen gefällt mir am besten“. Auch Björn Kedzierski findet: „Die Umgebung und das Material, mit dem wir hier arbeiten, gefallen mir. Und die Gruppe ist gut.“ Ein weiterer Bonus für den 48-Jährigen: „Das Essen in der Mensa“. Der gelernte Tischler ist bereits 2007 Teil des Martinshof-Teams auf dem Universitätscampus und damit einer der Dienstältesten.
 
Außerdem gefällt es beiden, dass sie auf dem Campus auch gestalterisch tätig sein können. So legt das Team zum Beispiel Wege an oder hat den Grillplatz für Studierende neugestaltet. Dabei übernimmt Christoph Wuppenhaas den gestalterischen Teil und sein Team setzt es mit ihm zusammen um. „Das entspricht eigentlich eher meinem Beruf. Ich bin nicht so der Rasenmähtyp,“ sagt der gelernte Landschaftsgärtner mit einem Schmunzeln. 
 
Das Hauptanliegen für die Martinshof-Gruppe ist jedoch nicht die Gartenarbeit. „Wir arbeiten mit Menschen und haben einen bildenden Auftrag“, erläutert Christoph Wuppenhaas. „Das ist der verborgene Teil der Arbeit, den man von außen gar nicht wahrnimmt.“ Der 45-Jährige ist die Schnittstelle zwischen der Jacobs University und der Werkstatt Bremen Martinshof. Er leitet die Gruppen seit 2009 zusammen mit einer weiteren Kollegin. Zuvor war er als Gärtner lange selbständig. Der Wunsch nach beruflicher Veränderung brachte ihn an die Jacobs University. Die Voraussetzung für den Job war eine berufsbegleitende Ausbildung zur Fachkraft für die Arbeit in Behindertenwerkstätten. 
 
„Ganz wichtig ist für mich ist, dass es eine Arbeit ist, die Sinn ergibt. Sinnlose Aufgaben finde ich beim Fugen kratzen schon gruselig“, sagt Christoph Wuppenhaas lachend. 
 
„Der Respekt und die Anerkennung, die wir von allen Seiten an der Jacobs University erhalten, ist etwas, das wir an diesem Arbeitsort schätzen“, so Wuppenhaas. Für ihn ist das ein ganz wichtiger Aspekt der Arbeit. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben oft das Gefühl, dass sie Sachen nicht so gut können, wie andere. Aber das stimmt nicht“, findet Wuppenhaas. „Mein Ziel ist es, dass sie ernst genommen werden und sich dadurch auch selbst ernst nehmen. Sie sollen die Erfahrung machen, dass sie in ihrer Gruppe auch Einiges erreichen können, was andere vielleicht nicht schaffen würden.“ 
 
Ein Highlight für die Gruppe war die Verleihung des „IUB Rocks Community Award“ im Jahr 2018. „Darüber haben wir uns tierisch gefreut“, erinnert sich Wuppenhaas. Der IUB Rocks Award wird an ein Mitglied der breiteren Jacobs Gemeinschaft verliehen, für dessen herausragenden Beitrag zum Wachstum und zur Entwicklung der Universität. Die Gruppe des Martinshofs erhielt den Preis für die kreative Lösung oft unbekannter, unsichtbarer landschaftlicher Herausforderungen. Sowie für ihren Beitrag zur sozialen Integration durch die Beschäftigung geistig und körperlich beeinträchtigter Menschen. 
 
„Wir können es uns ohne den Martinshof gar nicht mehr vorstellen“, empfindet Jens V. Dünnbier, Head of Campus Operations an der Jacobs University. „Wir wissen die großen körperlichen Anstrengungen zu schätzen, die das Team vom Martinshof bei Wind und Wetter aufbringt und sind sehr dankbar für unseren immer gut gepflegten Campus“.   
 
In unserer Rubrik "Die Jacobs University und ihre Nachbarn“ stellen wir Projekte, Themen, Initiativen und Menschen aus unserer Community vor, die einen gesellschaftlichen Beitrag für Bremen und die Umgebung leisten. Weitere Beiträge finden Sie hier: www.jacobs-university.de/news-events/die-jacobs-university-und-ihre-nachbarn 
 
Dieser Text ist Teil der Serie "Faces of Jacobs", in der die Jacobs University Studierende, Alumni, Professoren und Mitarbeiter vorstellt. Weitere Folgen sind unter www.jacobs-university.de/faces/de zu finden.