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"Eine unbezahlbare Erfahrung"

Image credits: Familie Böhnert


Erst Vardan aus Armenien, dann Aila aus Finnland, jetzt Aarju aus Nepal: Frederike und
Thomas Böhnert aus Ritterhude haben sich die Welt ins Haus geholt – als Paten für
Studierende der Jacobs University.


July 15, 2015

Kurz vor dem großen Abschlussball wurde es hektisch. Ailas ganze Familie – Mutter, Vater,
Geschwister – war aus Finnland angereist. Schuhe mussten noch gekauft, Schminke besorgt werden, dann war alles beisammen. Drei Jahre lang hatten Frederike und Thomas Böhnert als Paten das junge Mädchen begleitet. Sie haben mit ihr Kuchen gebacken, Ausflüge unternommen und über Gott und die Welt diskutiert. Natürlich waren sie auch bei der feierlichen Zeugnisübergabe Anfang Juni dabei – ein Moment der Freude, aber auch der Wehmut, denn Aila ging zurück nach Finnland. „Wir werden weiter Kontakt haben, da bin ich ganz sicher“, sagt Thomas Böhnert.

Weil er sein Englisch verbessern wollte und seine Frau neugierig auf fremde Kulturen ist, nahm das
Ehepaar vor gut sechs Jahren Kontakt zum Gastfamilienprogramm der Jacobs University auf. Die
Studienanfänger dort kommen aus der ganzen Welt. Für sie ist es oftmals ihr erster
Auslandsaufenthalt, fernab ihrer Familie und Freunden, in einer fremden Umgebung. Ihnen einen
Anlaufpunkt außerhalb der Universität zu bieten, eine Heimat fern der Heimat, das ist die Idee des
Programms.

„Man kann Wünsche äußern, aus welchem Land das Patenkind kommen soll. Uns war das aber egal“, erinnert sich der 50-jährige, der im Außendienst eines Chemikalienvertriebs arbeitet. So trat Vardan aus Armenien in das Leben der Böhnerts. „Er hat Computerwissenschaften und Mathematik studiert und unheimlich viel gearbeitet“, erzählt Frederike Böhnert. So einmal im Monat sah man sich, im Laufe der Zeit wurde der Kontakt enger. So eng, dass Vardan die Familie zu seiner Hochzeit einlud – in die USA, wo er inzwischen an seiner Doktorarbeit forscht.

Wie oft sich Paten und Studierende sehen, was sie miteinander unternehmen, wie intensiv die
Beziehung wird, ist jeder Patenschaft selbst überlassen. „Jeder ist anders“, sagt Frederike Böhnert,
37-jährige kaufmännische Angestellte. Die lebendige Aila, die Integrated Social Sciences studierte,
trafen sie gleich mehrmals im Monat. Aarju, Logistik-Studentin aus Nepal, ist hingegen eher ruhig.
Dafür durchlebten sie mit ihr vor einigen Wochen die Schrecken des Erdbebens in Nepal, das Aarjus
Familie zum Glück verschonte. Überhaupt: Aus erster Hand tiefe Einblicke zu bekommen über die
Sitten und Gebräuche anderer Länder erweitere einfach den Horizont, meint Thomas Böhnert. „Man
kann sich mit den Studenten über alles unterhalten. Bevor ich Vardan kennenlernte, wusste ich nichts
über den Völkermord an den Armeniern und welche Bedeutung er bis heute hat.“ Man bekomme,
ergänzt Frederike Böhnert, einen anderen Blick auf die Menschen und ändere auch sein eigenes
Verhalten, etwa als Tourist. „Das ist eine unbezahlbare Erfahrung.“

Um selber diese Erfahrung machen zu können, um jungen Studierenden aus der ganzen Welt ihr
Einleben in einem fremden Land zu erleichtern, braucht es nicht viel: Englisch sollte man sprechen
können und aufgeschlossen sein gegenüber anderen Kulturen. Die Jacobs University sucht immer
nach Familien oder auch Einzelpersonen, die eine Patenschaft übernehmen. Schon jetzt liegen mehr
als 60 Anfragen von neuen Studierenden vor, unter anderem aus Südkorea, Indien, Nepal, Zimbabwe, China oder Usbekistan.

Weitere Informationen unter:
www.jacobs-university.de/host-family-program

Fragen beantwortet:
Connie Bröker und Jutta Eckhoff | Student Service Center
hostfamilies [at] jacobs-university.de | Tel.: 0421 200-4208 oder -4209
Dienstag 13-16 Uhr | Donnerstag 10-16 Uhr    
    
 

Image credits: Familie Böhnert