15. April 2019
Medizin? Ja! Ingenieurswissenschaften? Ja! Aber Chemie? Besser nicht. „Wenn man in Zimbabwe erzählt, man wolle Chemie studieren, sagen die meisten Leute: Was willst du denn damit anfangen?“ erzählt Lisa Tichagwa. „Sie legen einem andere Fächer nahe.“ Die 21-Jährige entschied sich dennoch für das Chemiestudium an der Jacobs University Bremen. Jetzt wurde sie für ihre herausragenden Studienleistungen mit einem Stipendium der August Wilhelm-von-Hofmann-Stiftung der Gesellschaft Deutscher Chemiker ausgezeichnet – und fühlt sich in ihrer Wahl bestätigt. „Das Stipendium zeigt mir, das ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“
Das gilt nicht für das Fachgebiet, sondern auch für die Hochschule. Auf die Jacobs University stieß sie bei Recherchen nach möglichen Studienorten im Internet. „Das Studienprogramm, die Interdisziplinarität und die Tatsache, dass auf dem Campus Englisch gesprochen wird, haben mich angesprochen und überzeugt“. Sie bewarb sich, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen und ohne jemals zuvor in Deutschland gewesen zu sein.
Nach erfolgreicher Zulassung kam Lisa Tichagwa Ende Januar 2017 in Bremen an. Es war ein kalter Tag. Als sie erstmals den Campus betrat, war es fast dunkel. Das Gefühl des Verlorenseins hielt nicht lange an. „Mit der Mitbewohnerin meiner Unterkunft habe ich mich gleich gut verstanden. Der interkulturelle Workshop für Neulinge, an dem ich teilnahm, hat auch dazu beigetragen, dass ich mich schnell willkommen gefühlt habe.“
Als hilfreich für ihre Integration erwies sich zudem das gemeinsame Leben und Studieren auf dem Campus. Die Studierenden der Jacobs University sind in vier Unterkünften auf dem 34 Hektar großen Gelände untergebracht. „Man hat das Gefühl: Jeder kennt jeden“, erzählt Lisa. Grenzen zwischen den einzelnen Jahrgängen existieren nicht, ob man im ersten oder dritten Jahr ist, macht keinen Unterschied. „Alle sind ansprechbar, insbesondere auch die Professoren, das ist sehr hilfreich.“
Ulrich Kortz, Professor für Chemie, hat Lisa für das Stipendium vorgeschlagen, das nach August Wilhelm von Hofmann, dem Gründungspräsidenten der ersten deutschen chemischen Gesellschaft benannt ist. Neben dem regulären Studium hat sie sich auch in der Arbeitsgruppe von Kortz engagiert und zur Synthese neuartiger anorganischen Funktionsmaterialien beigetragen. „Als Jahrgangsbeste ist sie eine Ausnahmestudentin“, so Kortz.