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Prof. Dr. Angelo Pio Rossi: Geologe mit Vorliebe für Außerirdisches

Prof. Dr. Angelo Pio Rossi: Geologe mit Vorliebe für Außerirdisches. (Quelle: privat)

 

30. Januar 2019

Aus einigen Hundert Kilometern Entfernung einen Rover zu steuern, ist eine komplexe Angelegenheit. Das Fahrzeug muss Hindernisse umfahren, Zusammenstöße und Sackgassen vermeiden, es soll Proben sammeln, analysieren und die Daten übertragen – und das bei immer wieder auftretenden Verzögerungen und Störungen in der Kommunikation. Vom Weltall aus, von Bord der Internationalen Raumstation ISS, soll der Astronaut Luca Parmitano wahrscheinlich im November 2019 einen solchen Rover steuern, der sich auf Lanzarote befindet.

Zu einem Trockentraining des Experiments war ein Team von Wissenschaftlern im November auf der Kanarischen Insel, darunter Angelo Pio Rossi, Professor für Erd- und Planetenforschung an der Jacobs University Bremen. Der Geologe koordiniert die Arbeit mehrerer europäischer Wissenschaftler, charakterisiert die Strecke, die der Rover fahren soll, sammelt Daten und entwickelt aus ihnen ein 3D-Modell der Oberfläche zur Simulation der Fahrt. Die Arbeit erfolgt im Rahmen von Pangaea-X, einem Trainingsprogramm der Europäischen Raumfahrtagentur ESA für Astronauten, das Geologie und Weltraumforschung mit Hightech-Geräten kombiniert.

Die Vulkan-Insel ist die perfekte Umgebung für solche Tests. Sie weist geologische Ähnlichkeiten mit dem Mars auf, das Klima ist trocken, die Vegetation überschaubar. Schon vor einem Jahr war Rossi auf Lanzarote, um diese Ähnlichkeiten zu analysieren und die Astronauten auf sie einzustellen. Für künftige Missionen zum Mond, Mars oder zu Asteroiden sollen sie in die Lage versetzt werden, die richtigen Gesteinsproben für eine weitere wissenschaftliche Analyse zu nehmen. Sie müssen etwa einzelne Gesteinstypen identifizieren und die besten Gebiete für die Entnahme von Proben festlegen können.

Die Vulkan-Insel Lanzarote weist geologische Ähnlichkeiten mit dem Mars auf. (Quelle: ESA)

„Was auf Lanzarote passiert, vermittelt einen Eindruck davon, was irgendwann auf dem Mond geschehen wird“, sagt Rossi. So wie die ISS jetzt die Erde umrundet, soll eines Tages eine Raumstation den Mond umkreisen, die „Lunar Oribital Platform-Gateway“. Sie wird wahrscheinlich Zwischenstation sein für weitere Reisen zum Mars, aber auch Ausgangspunkt für Erkundungen der Oberfläche des Mondes, etwa mit einem Rover. „Die Astronauten werden ihn von der Station aus steuern, wertvolle Proben einsammeln und die Daten zurück an die Erde schicken. Menschliche Entdecker sind immer noch wichtig, aber die ferngesteuerten Roboter können ihnen eine Menge Arbeit abnehmen“, sagt Rossi.

Das Interesse des Italieners an Planeten hat mit seiner Vorliebe für die Geologie zu tun. „Sie blickt zurück in der Zeit, gibt Auskunft über die Erdgeschichte. Das Weltall ist eine Verlängerung der Erdgeschichte, die außerirdische Geologie gibt Hinweise über die Entstehung der Erde und sie ist der Schlüssel zum Verständnis des Sonnensystems als Ganzes“, meint Rossi, der an der Universität Chieti-Pescara Geologie studierte und dort zum Thema Planetenwissenschaft promovierte. In Anschluss arbeitete er drei Jahre in der Europäischen Weltraumagentur in den Niederlanden und setzte seine Forschung am International Space Science Institut (ISSI) in Bern in der Schweiz fort.

Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Expeditionen ins Weltall lässt der 42-Jährige nicht aufkommen. „Neues entdecken zu wollen, liegt in der menschlichen Natur“, meint Rossi. „Es gibt noch so viele unbeantwortete Fragen, so viele Rätsel zu entschlüsseln. Mit Menschen haben wir bisher nur einen klitzekleinen Ausschnitt des Mondes erkundet.“ Auch sei die Raumfahrt Treiber für die Entwicklung neuer Technologien etwa in der Telekommunikation, der optischen Industrie oder in den Materialwissenschaften. Selbst der Abbau von Ressourcen aus dem All gerate zunehmend ins Blickfeld.
Seit 2011 forscht und unterrichtet der Wissenschaftler an der Jacobs University, er war seiner Frau nach Bremen gefolgt. „Die Internationalität der Studierenden und der Lehrenden empfinde ich als sehr bereichernd. Man kommt sehr schnell miteinander in Kontakt, auch mit Kollegen aus anderen Fachgebieten. Das fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit.“

Rossi will sich künftig intensiver um die geologische Kartierung von Planetenoberflächen kümmern. Sie geben die Beobachtungen und Auswertungen der Vorgänge an oder unter der Oberfläche planetarer Körper und ihrer Geschichte wieder und sind somit ein direktes Hilfsmittel bei deren Erforschung. Dabei konzentriert er sich auf drei Himmelskörper, die in der kommenden Dekade im Mittelpunkt der europäischen Raumfahrt stehen werden: auf Mars, Merkur und Mond.

Weitere Informationen:
https://twitter.com/arosp/
https://planmap.eu/

 

Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1400 Studierenden stammen aus mehr als 100 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

Kontakt:
Heiko Lammers | Corporate Communications & Public Relations
h.lammers [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4532