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Über Weihnachten auf Forschungsreise auf der Nordsee

Fahrtplanung in Zeiten von Kontaktbeschränkungen - das Forschungsteam der Fahrt M169 trifft sich regelmäßig per Video-Meeting und kommt erst beim Transfer vom Quarantäne-Hotel zum Schiff persönlich zusammen. (Quelle: Jacobs University)

 

9. Dezember 2020

Erst einige Tage in Quarantäne, dann geht es mit dem Forschungsschiff „Meteor“ auf die Nordsee sowie in die Weser, Ems und Elbe – auch über die Weihnachtstage. Unter Pandemie-Bedingungen geht ein Team von Wissenschaftler:innen der Jacobs University Bremen und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) über die Feiertage ihrer Arbeit nach. Ihr Ziel ist es, die Ausbreitung und Auswirkung von Hochtechnologie-Metallen in den Gewässern zu untersuchen. Per Blog nehmen sie Interessierte mit auf die Reise.  

Dr. Andrea Koschinsky, Professorin für Geowissenschaft an der Jacobs University, auf dem Forschungsschiff „FS Sonne“ über Weihnachten 2016/2017 (Quelle: Jacobs University)

Metalle wie Scandium, Gallium oder Platin werden in der Windenergie, Elektromobilität, Fotovoltaik oder für medizinische Zwecke eingesetzt. Je mehr von ihnen verbraucht werden, desto mehr können sie in die Flüsse und später ins Meer gelangen, vor allem über das Abwasser. Wie weit verbreitet sie sind und welche Auswirkungen sie auf Organismen und die maritime Nahrungskette haben, ist noch weitgehend unbekannt. „Bisher hatte niemand diese Gruppe von Metallen wirklich auf dem Schirm“, sagt Dr. Andrea Koschinsky, Professorin für Geowissenschaft an der Jacobs University und Fahrtleiterin. „Von der Verbreitung von Mikroplastik im Meer haben wir gelernt: Wenn man zu spät auf mögliche Auswirkungen achtet, dann wird es schwierig, sie unter Kontrolle zu halten.“

Rund 1000 Wasserproben werden die Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Tiefen und Regionen nehmen, etwa bei Helgoland und der Doggerbank, aber auch in der Weser, Ems und Elbe. „Wir wollen möglichst unterschiedliche Proben haben, von reinem Flusswasser bis hin zu reinem Meerwasser“, erläutert Koschinsky. Denn kommen zum Süßwasser der Flüsse Salzionen aus dem Meerwasser hinzu, reagieren die Metalle. „Diese Prozesse wollen wir verstehen.“

Das 16-köpfige Team umfasst Studierende, Auszubildende, Doktoranden, Postdoktoranden und Professoren der Jacobs University sowie zwei Mitarbeitende der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Emily Schoeneich, Auszubildende Chemielaborantin an der Jacobs University, freut sich auf die Reise: „Es ist eine einmalige Chance, mit der ich, so kurz nach Ausbildungsbeginn, niemals gerechnet hätte“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich finde es unheimlich spannend die Proben, mit denen wir sonst im Labor arbeiten, einmal selbst einholen zu können.“

Dass ein Forschungsschiff im Dezember auf der Nordsee unterwegs ist, ist eher ungewöhnlich. Die Arbeitsbedingungen sind schwierig, Seekrankheit ist ein weit verbreitetes Problem. Ursprünglich wollten die Forschenden im vergangenen Sommer im Indischen Ozean unterwegs sein, diese Expedition musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nun müssen sie, bevor die Fahrt am 11. Dezember in Emden beginnt, für einige Tage in einem Hotel in Leer in Quarantäne gehen und auf das Coronavirus getestet werden. „Wir dürfen das Zimmer in dieser Zeit nicht verlassen, das Essen wird uns vor die Tür gestellt. Das geht leider nicht anders“, sagt Koschinsky.

Die Rückkehr ist für den 29. Dezember geplant. Das Team wird also auch über die Weihnachtstage an Bord sein. „Es wird eine kleine Weihnachtsfeier geben, einen Weihnachtsbaum und wir machen Julklapp“, erzählt Koschinsky. „Und das Essen ist immer sehr gut!“ Sie muss es wissen: Es ist bereits ihr viertes Weihnachten an Bord eines Forschungsschiffes, aber das erste in nördlichen Gefilden. Für Emily Schoeneich hingegen ist es eine neue Erfahrung. Sie hofft, dass auch sie das gemeinsame Weihnachtsfest auf der Meteor genießen kann: „Mir wurde gesagt, dass es an Bord einige Möglichkeiten gibt, die Feiertage schön zu gestalten. Eigentlich freue ich mich aber auch schon, wenn ich nicht allzu seekrank werde“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Link zum Blog:
https://www.jacobs-university.de/blog-forschungsfahrt-m169
 
 
Über die Jacobs University Bremen:
In einer internationalen Gemeinschaft studieren. Sich für verantwortungsvolle Aufgaben in einer digitalisierten und globalisierten Gesellschaft qualifizieren. Über Fächer- und Ländergrenzen hinweg lernen, forschen und lehren. Mit innovativen Lösungen und Weiterbildungsprogrammen Menschen und Märkte stärken. Für all das steht die Jacobs University Bremen. 2001 als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet, erzielt sie immer wieder Spitzenergebnisse in nationalen und internationalen Hochschulrankings. Ihre mehr als 1.500 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen.

Kontakt:
Minu Lorenzen | Corporate Communications & Public Relations
m.lorenzen [at] jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4504