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Blog Forschungsfahrt M176/2

Foto: Stefan Seidel

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04.10.2021: Rückkehr vom Regenbogen

Aufwiedersehen, Regenbogen!

Nach 5 Wochen auf See und 20 intensiven Tagen der Probenahme im Hydrothermalfeld  - genannt Rainbow - am Mittelatlantischen Rücken nähern wir uns dem Hafen von Emden.

Wir erlebten eine andere Welt unter der Meeresoberfläche und waren sehr froh das hydrothermale Signal auf viele verschiedene Arten beobachten zu können. Zunächst beobachteten wir das Trübungssignal während des Abtauchens spurenmetallreinen CTD. Dieses Signal nimmt im Tiefenbereich des hydrothermalen Plume durch die Freisetzung von Partikeln zunächst zu und darunter wieder ab. So erhielten wir Informationen über die vertikale Ausdehnung und die Intensität des Plumes. Noch beeindruckender war das Aussetzen des MUC, eines Geräts zur Sammlung von Sediment- und Porenwasserproben. Dieses Gerät war mit einer Unterwasserkamera ausgestattet. Das Videosignal wurde an eine Steuereinheit an Bord gesendet, wo wir es live verfolgen und durch die photische Zone bis auf ca. 2500 m Wassertiefe "tauchen" konnten, vorbei an dunklen Wolken, die gerade vom Hydrothermalfeld ausgestoßen wurden. Dieses Signal wurde mit zunehmender Entfernung von der hydrothermalen Quelle schwächer, da Partikel, die von den hydrothermal aktiven Stellen emittiert werden oder die sich bei der Vermischung mit dem kalten Meerwasser der Umgebung bilden, mit zunehmender Ausdehnung ausfallen. Auf den Filtern, die partikuläres Material >0.2 µm aus 3-9 l Probe sammelten, konnte man jedoch immer noch das Plumesignal anhand der stärkeren Färbung erkennen, auch wenn ein Signal in der Trübung und von der Unterwasserkamera nicht mehr zu erkennen war.  

Wir alle freuen uns über die erfolgreiche Probenahme und sehen der Analyse und Zusammenstellung aller Daten der teilnehmenden Gruppen entgegen. Wir hoffen damit ein detailliertes Bild der Zusammensetzung des Plume, der Transportwege von Spurenmetallen innerhalb des Plume sowie entlang seiner Ausdehnung auf einer Strecke von 60 km zeichnen zu können.
Was für eine beeindruckende Welt, in der wir leben, auch wenn wir sie von der Meeresoberfläche aus nicht sehen können.

Sandra Pöhle, Vignesh Menon, Lukas Klose

 

04.10.2021: Was sagen uns die verschiedenen Größenfraktionen über das Verhalten der Spurenmetalle – Sequentielle Filtration

Die spurmetallreine CTD wird wieder an Bord gehoben. (Foto Vignesh Menon)

Wie jeder andere Tag auf einer Station beginnt der Tag früh mit dem Absenken der spurenmetallfreien CTD-Rosette ins Wasser auf eine Tiefe von etwa 2500 m, je nach Beschaffenheit des Meeresbodens. Alle Wissenschaftler an Bord warten sehnsüchtig darauf, dass sie ihre Wasserprobe bearbeiten und analysieren können. Sobald die Besatzung die Position der CTD-Rosette in der größtmöglichen Tiefe bestätigt hat, extrapoliert der für diesen CTD-Einsatz verantwortliche Teamleiter die Tiefe der Probenahme auf Grundlage des Trübungssignals (das Informationen über die Ausdehnung der hydrothermalen Wolke gibt) und steuert das Schließen der Wasserflaschen während des Hebens von Bord aus. Sobald die CTD- wieder an Deck ist, werden die Niskin-Flaschen in einen speziellen sauberen Laborcontainer gebracht. Dort wird eine ungefilterte Wasserprobe in einer vorgereinigten und mit Säure gewaschenen 2-Liter-Flasche entnommen. Die Wasserprobe wurde dann in ein Labor gebracht, das wir als Jacobs-Team an Bord RV Meteor nutzen können. Die Wasserprobe wird dann sofort durch eine sequenzielle Filtration bearbeitet. Die sequenzielle Filtration wird eingesetzt, um die verschiedenen Größenfraktionen von Spurenmetallen in einer bestimmten Probe zu erhalten. Im Rahmen unserer Forschung streben wir eine Größenfraktionierung von 0.8, 0.2 bzw. 0.015 Mikrometer (10-6 m) an. Zu diesem Zweck werden drei Filtrationstürme verwendet, einer für jede der Größenfraktionen. Die Probe wird absteigend vom großen zum kleinen Porendurchmesser nacheinander filtirert - daher der Begriff sequentielle Filtration.

Zu Beginn wird der Filterturm mit der Filtermembran mit der größten Porengröße, 0.8 Mikrometer, bestückt. Zur Verarbeitung der ungefilterten Proben (Volumen von ca. 1.5 l) werden jeweils 0.25 l in den Filterturm eingefüllt und durch die entsprechende Membran gefiltert und das Filtrat aufgefangen. Zur Erleichterung dieses Filtrationsprozesses haben wir Stickstoffgas aus einer Druckflasche an den Filterturm angeschlossen. Sobald die gesamte Probe die Membran passiert hat, werden die Filtermembran selbst und Aliquote für verschiedene Analyten, z.B. Platin, die ich im Rahmen meiner Bachelorarbeit analysieren werde, gesammelt. Der Vorgang wird mit dem Rest des Filtrats durch eine 0.2 Mikrometer-Filtermembran und anschließend durch eine 0.015 Mikrometer-Filtermembran wiederholt, wobei nach jedem dieser Schritte Aliquote und Filter gesammelt werden. Einige Aliquote einschließlich der Filter werden bei -20 °C eingefroren, andere werden angesäuert, um die Proben bis zur Analyse im Heimlabor zu konservieren.

Sobald die CTD- wieder an Deck ist, werden die Niskin-Flaschen in einen speziellen sauberen Laborcontainer gebracht. (Foto Vignesh Menon)

Man könnte sich fragen, warum der ganze Aufwand betrieben wird, um Größenfraktionen in der Größenordnung von Mikro- und Nanometern zu isolieren. Die offenen Ozeane weisen im Allgemeinen eine geringe Partikelbelastung in der Wassersäule auf, da alle größeren Partikel in den Mündungsgebieten und Kontinentalschelfregionen gefangen sind, mit Ausnahmen wie den hydrothermalen Schloten, wo ein direkter Eintrag von Material aus der ozeanischen Kruste und dem Mantel stattfindet. Sobald sich das hydrothermale Fluid mit der darüber liegenden Wassersäule vermischt, führt die drastische Veränderung des geochemischen Milieus (pH-Wert, Temperatur, Salzgehalt) dazu, dass eine Vielzahl der in dem mineralreichen Fluid enthaltenen Elemente ausfällt, während das Fluid zu einem Plume aufsteigt und sich entsprechend den Wassermassenströmungen und dem Auftrieb seitlich ausbreitet. Der hydrothermale Plume des auf dieser Expedition untersuchten Rainbow-Schlotfeldes erstreckt sich in nord-nordwestlicher Richtung in ca. 2000 m Wassertiefe, was aufgrund der Wassereigenschaften des Atlantischen Ozeans etwa 200-300 m über dem Meeresboden liegt. Um die Flüsse und Prozesse der verschiedenen Elemente, die mit dem Plume verbunden sind, zu verstehen, wurden Wasserproben unterhalb des Plumes, oberhalb des Plumes und innerhalb des Plumes selbst gesammelt.

Dieser Ansatz wird uns Informationen über mögliche Prozesse in dem hydrothermalen Plume liefern, die zu einer Veränderung der Häufigkeit der jeweiligen Elemente in den verschiedenen Größen führen während sich der Plume fortwährend mit umgebenden Meerwasser mischt. Wenn beispielsweise die Konzentration eines Elements in einer bestimmten Größenklasse mit zunehmender Entfernung von der dem Rainbow Schlotfeld abnimmt, könnte dies auf mögliche Ausfällungsprozesse hinweisen. Ein solches Verständnis würde bei der Interpretation der verschiedenen beteiligten (bio-)geochemischen Reaktionen helfen. Außerdem erhoffen wir uns eine Idee davon zu gewinnen inwieweit das hydrothermale Rainbow System eine Quelle oder auch eine Senke für einige Spurenmetalle darstellen könnte. Weiterhin interessiert uns die Frage auf welchen Wegen und mit welchen Flüssen und Transportraten sich die Spurenmetalle innerhalb des hydrothermalen Plumes und vom Plume in den offenen Ozean verhalten und können damit einen Beitrag zu dieser GEOTRACES-Prozessstudie leisten.

 

06.09.2021: Rainbow Cruise

Der Donnerstagmorgen begann mit einem leckeren Frühstück im Bordrestaurant des Schiffes. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg in unsere Labore, um den Tag zu beginnen. Wir mussten letzte Änderungen im Labor vornehmen, damit wir die Probenbearbeitung in einer möglichst spurenmetallfreien Umgebung durchführen konnten. Wir drei arbeiteten daran, alle Metallgeräte im Labor abzudecken, um eine Kontamination zu minimieren. Danach entpackten wir unsere Filtertürme und das Gerät für die Ultrafiltration vorsichtig in einer Laminar Flow Kabinet (eine abgedeckter Arbeitsbereich, der eine saubere Laborumgebung ermöglicht) und starteten einen Testlauf der Filtrationssequenz. Am folgenden Tag, Freitag, wurden wir von der ruhigen See überrascht, die es uns ermöglichte, mit voller Effizienz in den jeweiligen Laboren zu arbeiten, wo wir die Ultrafiltrationsanlage zusammenbauten und den jeweiligen Blindversuch durchführten. Nichtsdestotrotz war das Schiff mit Volldampf auf dem Weg zu unserem Ziel, das sich etwas südwestlich der Azoren befindet, mit einer voraussichtlichen Ankunftzeit für Mittwoch Mitternacht.

In der Region des Rainbow-Schlotfeldes sind, hoffen wir alle, die Jacobs-Mitarbeiter unter der Leitung von Prof. Dr. Koschinsky, die hydrothermale Wolke auf verschiedene Elemente wie Spurenmetalle, (Nb, Ta, Zr, Hf, Pt), Speziation von Cr und V sowie Fe, Cu und Zn-Liganden zu beproben. Die Analyse wird später im Labor an der Jacobs University durchgeführt.

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit möchte ich die Konzentration des Elements Platin mit Hilfe einer voltammetrischen Methoden bestimmen. Da es sich um ein Metall handelt, dessen Quelle, Senke und Reaktionsprozesse bisher kaum untersucht wurden, würde eine solche Studie Aufschluss über die Elementverteilung von Platin im Ozean in unmittelbarer Nähe des Rainbow-Schlotfeldes geben und die Platinfahne als Quelle von Platin bestätigen. Obwohl bekannt ist, dass die hydrothermalen Schlote eine potenzielle Quelle für Platin (Pt) und Platingruppenelemente (PGE) sein könnten, gibt es nur wenige Erkenntnisse über die Pt-Konzentration in den hydrothermalen Schloten und der zugehörigen Abluftfahne. Das ist die Frage, deren Antwort ich mit diesem Projekt näher kommen möchte.

Da die erwartete Konzentration im Bereich von pM (10-12 mol) liegt, muss bei der Probenahme, der Verarbeitung an Bord und der Lagerung der Proben für die weitere Analyse äußerst sorgfältig vorgegangen werden. Um eine solche spurenmetallfreie Umgebung zu ermöglichen, werden zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen und Methoden angewandt. Der Rahmen des CTD-Gerätes besteht aus Titan und spurenmetallfreie Niskin-Flaschen vom GEOMAR (die sich auf Befehl von einer Steuerungseinheit von Bord aus in der gewünschten Wassertiefe schließen lassen) sind an diesem angebracht. Ein sogenanntes Clean-lab, in dem die Wasserproben für alle Arbeitsgruppen aliquotiert werden urde ebenfalls vom GEOMAR bereitgestellt. Die Probenflaschen wurden vor der Ausfahrt einem bestimmten Reinigungsverfahren unterzogen um sicherzustellen, dass sie sauber genug sind für diese besondere Probenahme. Zusätzlich zur Gesamtkonzentration von Pt in den Meerwasserproben werden sie verschiedene Größenfraktionen durch Filtration (0.8 µm, 0.2 µm und 0.015 µm) gesammelt. Eine weitere Größenfraktionierung wird durch die Anwendung der Ultrafiltration durch eine Membran mit 10KDa erreicht, wodurch man einen Einblick in den kolloidalen Anteil erhält. Mit diesem Ansatz soll der Frage nachgegangen werden wie sich Pt in die verschiedenen Größen aufteilt.

Wenn Sie sich für die individuellen Forschungsfragen der Forschungsfahrtteilnehmer interessieren, genießen Sie den GEOMAR-Blog
https://www.oceanblogs.org/rainbowplume/

 

 

01.-02.09.2021: Einrichtung des Labors und die Herausforderung alles zu Verstauen

Unsere Ausrüstung erreichte das Forschungsschiff Meteor 2 Tage bevor wir drei, Lukas Klose, Vignesh Menon und Sandra Pöhle, in Emden an Bord gingen. Unsere drei Paletten standen an Deck und wir waren froh, dass einige Kisten bereits von unseren neuen Familienmitgliedern für die nächsten 5 Wochen - die wissenschaftliche Crew und die Schiffsbesatzung - in unser Labor getragen wurden. Forscher aus vielen verschiedenen Forschungseinrichtungen weltweit, wie z.B. dem GEOMAR, der Universität Hamburg, der Universität Marseille, der Universität Lausanne und der Memorial University Neufundland, nehmen an dieser Fahrt teil und sind hoch motiviert, ihre individuellen Ziele in einer gemeinsamen Anstrengung unter der Leitung von Eric Achterberg, unserem Fahrtleiter, zu erreichen.

Erster Aufbau unseres Labors auf FS Meteor (Lukas Klose, Vignesh Menon and Sandra Pöhle, links nach rechts).

 

Am ersten Tag, als die Meteor noch im Hafen von Emden lag, haben wir fast unsere gesamte Ausrüstung aus 29 Kisten in unserem Labor untergebracht. Dieses ist mit einem langen Tisch, Halterungen für Gasflaschen und viel Stauraum in Regalen und Schränken ausgestattet. Wir haben nicht damit gerechnet, dass unsere ca. 900 vorgereinigten Flaschen Platz finden würden - aber wir haben es geschafft. Nun werden sie bald mit kostbarem Meerwasser befüllt.

Unsere Reise begann am Mittwochmorgen, dem 1. September und wir beobachteten neugierig die Routine des Auslaufens aus dem Hafen und des Passierens der Emder Schleuse. Die Meteor dampfte dann auf der Ems nach Norden, um bald darauf in die Nordsee einzufahren. Obwohl das Wetter sehr gut und der Seegang vergleichsweise seicht ist, litten einige von uns zumindest am ersten Tag der Reise unter Seekrankheit. Aber danach hatten wir uns alle an die Bewegung des Schiffes und die Wellen gewöhnt und konnten die Passage durch den Ärmelkanal mit der englischen Küste auf der Steuerbordseite und der französischen Küste auf der Backbordseite genießen. Wir haben bereits gelernt, dass die See hier normalerweise viel rauer ist; daher sind wir sehr froh, dass wir in diesen Tagen durch ruhige Gewässer dampfen und hoffen auf gute Wetterbedingungen auch für die kommendenTage.
Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf unsere Forschungsreise aus, und wir halten uns an bestimmte Hygieneregeln, die es uns ermöglichen, sicher zusammenzuarbeiten.

Weitere Informationen zu dieser Forschungsreise und zu den Forschungsfragen, an denen die teilnehmenden Wissenschaftler arbeiten, werden in einem GEOMAR-Blog veröffentlicht, und wir freuen uns darauf, diesen Link bald mit Euch hier teilen zu können.

 

Forschungsfahrt M176/2 zum Rainbow-Hydrothermalfeld: Was geschieht in der Unterwasser-Wolke?

Meeresbodenkarte des Arbeitsgebietes am Mittelatlantischen Rücken mit dem Rainbow Hydrothermalfeld (schwarzer Punkt) nahe der Azoren und den geplanten Beprobungsstationen der hydrothermalen Wolke (rote Punkte)

Sie entstehen, wenn von glühendem Magma aufgeheizte Lösungen aus der Erdkruste in der Tiefsee austreten und auf kaltes Meerwasser treffen: Hydrothermale Wolken stecken voller Leben, sie versorgen die Ozeane mit Nährstoffen und Metallen. Welche geochemischen Prozesse in ihnen genau ablaufen, wollen Forschende der Jacobs University Bremen in einer Detailstudie über dem Rainbow Hydrothermalfeld am Mittelatlantischen Rücken untersuchen, in einem Gebiet unweit der Azoren.

Das Projekt der Jacobs University wird geleitet von Andrea Koschinsky, Professorin für GeowissenschaftenAuf der vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel geleiteten Fahrt, die am 1.9.2021 in Emden startet und dort am 6.10.2021 endet, werden mit an Bord des Forschungsschiffes „Meteor“ der Doktorand Lukas Klose die Postdoktorandin Sandra Pöhle sowie der Bachelor-Student Vignesh Menon Proben nehmen und über die Fahrt bloggen.